Fianna vom Bairischen Blues

ZbNr. 35400-11, HD-frei A1, frei von erblichen Augenerkrankungen, Herzuntersuchung ohne Befund

NZB, JB, ZTP

BH, FPr3, IPO2, FH2

Mit Fianna haben wir uns den Traum erfüllt, eine selbst gezüchtete Hündin bei uns einziehen zu lassen.

Eigentlich sollte es ja eine blonde Hündin werden, oder wenn schon eine schwarzmarkene, dann eine mit vorzeigbaren Marken. Aber das Leben überrascht immer wieder mit seiner Neigung zu Wiederholungen: Sollte nicht unsere Anouk eigentlich ein schwarzmarkener Rüde sein? Was aus der Planung geworden war, weiß heute jeder. Mit Fianna schlug die Geschichte keine so komplette Kapriole, eine Hündin ist sie jedenfalls, nur blond ist sie nicht und von Marken kann keine Rede sein. 

 MG 3705 1 kleinFianna mit 6 WochenDas Kohlköpfchen haben wir uns ausgesucht, die schwärzeste unter den Schwarzmarkenen. Wobei: Wir waren da eigentlich mehr Gejagte als Akteure - sie hat sich nämlich uns ausgesucht. Sie hatte das gesamte Kinderprogramm drauf und am Ende einen trotzigen Rübezahl und eine sperrige Nanny um die tapsigen Pfoten gewickelt. Fianna hatte sich entschieden, unsere ständige und nimmermüde Begleiterin zu sein. Lag jemand in der Küche auf unseren Füßen - es war Fianna. Wer kletterte zuerst auf unseren Schoß - Fianna. Wer schaffte es an Silvester auf den Tisch, um mit uns den Schampus zu entkorken - na klar, Fianna. Wer rumpelte uns im Garten wie durch Zufall ständig in die Hacken - Fianna. Wer machte bei jeder Hetzjagd einen kleinen Abstecher, um sich bei uns in Erinnerung zu bringen? Ach, ja! Wir hatten gar keine andere Wahl, als diese kleine Herzensbrecherin zu adoptieren.

Und heute? Keine Minute haben wir diese Entscheidung, die ja eigentlich keine war, bereut. Züchterisch ist die Schwarze zwar eine Herausforderung, aber wir haben keine Zuchtentscheidung getroffen, sondern eine des Herzens.

 MG 6831 1 kleinFianna mit Mama Franzi auf Fehmarn im März 2012Fianna hat so vieles von ihrer Mutter Franzi geerbt und trotzdem ist sie in vielem einzigartig. Sie ist eine exzellent gemachte Cover-Version eines großen Hits, die aus der Vorlage lebt und durch ihre Eigenständigkeit besticht. In vielem erkennen wir ihre Mama wieder, und doch macht es keinen Sinn, sie mit ihr zu vergleichen. Unsere Franzi lebt in ihr weiter, ohne sie zu erdrücken. Herz was willst du mehr?

Fianna ist immer noch eine Herzensbrecherin, obwohl sie das nicht mehr nötig hätte, und ein lustiger und schräger Vogel ist sie zudem. Und Fianna ist eine Arbeitsbiene. Jeden Tag Unterordnung plus Fährte sind kein Problem für sie, zusätzlich Ballspielen und Fahrradfahren, gerne auch noch ein kleines Round-Up mit guten Freunden, so sieht Fiannas fideles Leben aus. Und wenn mal nichts los ist? Dann ist eben nichts los. Dann ruht sie auf dem Rücken liegend in ihrem Bett, am liebsten mit ihrer Stoffente und zwischen 13 Kuscheldecken, und ist kein Jota weniger zufrieden. 

Anders als ihre Mama, gab sie uns keinen Anlass, für sie eine Schadensbilanz zu führen. Fianna ist kein Problemhund und auch kein Schadhund (es wäre nur sehr schade, wenn wir sie nicht hätten). Dafür ist sie, ganz Frau, ein Textil- und Schuhfetischist. Auf der Jagd nach unseren Schuhen lohnt es sich, das ganze Haus in Betracht zu ziehen, Socken, T-Shirts, Unterhosen, Schals und Mützen finden wir zuverlässig in einem ihrer Betten: worauf man sich bettet, ruht man halt. Aber alles finden wir komplett unbeschadet wieder, und wenn wir sie bitten, gibt sie es uns anstandlos heraus - um es bei nächster Gelegenheit wieder zu verschleppen. Vor allem Decken aller Art haben es ihr angetan, Hundedecken, Menschendecken, Katzendecken, Anoukdecken. Wenn sie der Schalk treibt, versucht sie schon mal der alten Dame das Vlies unter den müden Knochen wegzuklauen, was diese, altersmilde und omaselig, sogar zulässt und sich seufzend dreingibt. Die Jugend eben... Kein Abend, an dem sie ohne eine Decke, wohlgefaltet zwischen den Kiefern, aus dem Erdgeschoß ins Schlafgemach hoch stiege. Trägt man sie zurück, wird sie wieder geholt und bewahrt wie ein Schatz. Wäre sie ein Knabe, hätten wir sie Linus nennen müssen, jenen mit der Schmusedecke. 

DSC02400 1 kleinEine ihrer Leidenschaften: FährtenWie man ahnt, ist sie mit ihrer Tante Anouk ein Herz und eine Seele, manchmal auch ein Kopf und ein Arsch. Rüpeleien und Zickereien zwischen den Beiden? Fehlanzeige auf ganzer Linie. Anouk hat noch jeden Hund, auch jede Hündin, an ihrer Seite leben und bestehen lassen und der Kleinen nie einen Stein in den Weg gelegt. So großherzig geprägt, hat Fianna auch keine Probleme mit anderen Hunden, sie kommt mit allen zurecht, wenn man davon absieht, dass man sie in ihrem rüpeligen Spiel gelegentlich bremsen muss. Aber trotz aller Vorzüge: ein Hovawart ist sie halt doch und deshalb auch mal ein Büffel und Rambo. Aber Sorge, dass bei ihr irgendetwas außer Kontrolle geraten könnte, mussten wir nie haben. Wenn man berücksichtigt, dass der Name Fianna im Irischen so etwas wie umherziehende Kriegsbanden bedeutet, lagen wir mit der Namensgebung kräftig daneben; vielleicht hätten wir sie besser Felizitas geheißen.   

 MG 0450 1 kleinFianna am Atlantik im April 2014Wie zwischen ihren Kuscheldecken und auf dem Hundeplatz ist Fianna auf Reisen, speziell im Wohnmobil, zuhause. Wir können gar nicht so schnell schauen, wie sie sich beim Packen des Womos ihren Platz sichert, damit sie auf gar keinen Fall vergessen wird. Stundenlange Fahrten verschläft sie einfach, und an jedem neuen Ort ist sie sofort zu Hause und geniesst das Leben auf dem Campingplatz genauso wie am Strand und in den Wäldern. Urlaube sind ihr Ding. Darin ist sie unermüdlich und unkaputtbar. Okay, mit Stadtbesichtigungen hat es das Landei nicht so sehr, aber das muten wir ihr schon wegen Anouk nur selten zu.

Ob die Mutterschaft auch "ihr Ding" ist? Ob sie darin auch so aufgeht, wie im unermüdlichen Wellenreiten am Strand? Oder ob sie eher eine Art berufstätige Mutter wie ihre Mama ist, die gerne an Anouk delegiert hat? Ob die sie noch unterstützen kann und will? Im Winter 2014/15 soll sie zum ersten Mal Babys kriegen und die Geschichte des Bairischen Blues fortschreiben. Mal sehen, was sie zu unserer Planung meint.

Nun: Fianna machte es spannend. Nachdem sie im August ihre Zuchttauglichkeit nachgewiesen hat, lässt sie Ihren ersten Bewerber prompt abblitzen, beschert uns dafür einen ereignis- und kilometerreichen, allerdings auch wenig befriedigenden Jahreswechsel 2014/15 in Viersen, nahe der holländischen Grenze. Wir lernen interessante und liebenswürdige Menschen kennen, auch Tierarztpraxen, die uns ewig verschlossen geblieben wären und dürfen ein üppiges Silvestermenü fern der Heimat goutieren, bringen aber außer vielen Kilometern und einigen Kilos mehr auf den Rippen nichts Verwertbares nach Hause.

Pfingsten 2015 verabschiedet sich unsere unersetzliche Anouk in Frankreich von uns und beantwortet damit auch eine weitere Frage, nämlich die der Mutterschaftsdelegation. Dafür steht Anouk nun nicht mehr zur Verfügung.

Am späten Nachmittag des 15. Juli 2015 findet Fianna Gefallen an ihrem zweiten Bewerber, Bjarni vom Vierseitenhof, und stimmt einer Hochzeit zu, diesmal in der Nähe von Hildesheim und bei wohligen 22° C.

Am 14. September schenkt Fianna fünf Rüden und sechs Hündinnen das Leben, alle schwarzmarken und putzmunter. Der G-Wurf ist da und Fianna beantwortet auch die Frage nach ihren Mutterqualitäten gleich mit dem ersten Welpen: liebevoll, hingebungsvoll und vom ersten Augenblick an voll im Bilde. Fianna ist eine schwarze Glucke, die alle(s) im Griff hat und der nichts entgeht.

Nachdem ihre Kinder sich in alle Winde verstreut haben, geht Fianna wieder ihren Leidenschaften nach: Hundesport, Kinderbesuche und Bildungsreisen mit dem Womo.

Am 28. und 30. Dezember 2016 lässt sie sich im tschechischen Přerov nicht lange bitten und gibt Echnaton Ereon Eileen, genannt Ery, das Ja-Wort. Im Anschluss überredet sie uns, den Jahreswechsel auf der kroatischen Insel Krk zu verbringen, damit die Winzlinge in ihrem Bauch noch etwas Wärme abbekommen, denn die tschechischen Umarmungen waren sehr frostig.

Den H-Wurf legt sie uns dann am Rosenmontag, den 27. Februar 2017, ins Nest: sieben Rüden, vier Hündinnen, alle schwarzmarken und augenscheinlich noch putzmunterer als die vom G-Wurf. Zehn Hallodris verlassen uns am 24. April, nur eine Hündin bleibt: Hedda.

Im Sommer 2018 wird Fianna an der Wirbelsäule eine Zyste entfernt, die auf das Rückenmark gedrückt hat. Von dieser OP erholt sie sich komplett und ist nach Aussage des Docs auch zu hundert Prozent und ohne Einschränkungen wieder einsetzbar. Wir entscheiden uns trotzdem dafür, keinen Schutzdienst mehr mit ihr zu machen und uns fortan auf die Fährtenarbeit voll zu konzentrieren.

Am 19. Februar 2019 schenkt uns Fianna mit dem I-Wurf acht schwarzmarkene Welpen: sechs Rüden und zwei Hündinnen. Das ist auch der letzte Wurf für Fianna und sie geht noch einmal richtig auf in ihrer Mutterrolle.
Das Jahr 2019 wird für uns ein ganz besonderes Hundesportjahr. In der Fährtenarbeit wird Fianna dritte auf der Bayrischen Meisterschaft des BLV, fünfte auf der RZV Deutschen Meisterschaft und nimmt an der Deutschen Meisterschaft des dvh für Gebrauchshunde teil. Dort lässt sie sich leider auf der zweiten Fährte von der Verleitung auf Abwege führen, was ihre Leistung aber in keiner Weise schmälert.

Eigentlich sollte 2020 ihr letztes Fährtensportjahr werden, doch Corona hatte andere Pläne und die Meisterschaften wurden alle gestrichen. Für Fianna ist es kein Problem, sie lebt auch ganz hervorragend ohne Prüfungen und Wettkämpfe.

 

Fianna wie sie leibt und lebt