Hedda vom Bairischen Blues

ZBNr. 38595-17, HD-B1, frei von erblichen Augenerkrankungen, Heruntersuchung ohne Befund

NZB, JB, ZTP

BH

0P8A0014 1 250Hedda vom Bairischen BluesWenn man in einem Wurf vier Hündinnen zur Auswahl hat, darf man sich glücklich schätzen. Man kann darüber aber auch schlaflose Nächte haben. Man kann sich bei der Beobachtung und Beurteilung der Fürs und Wieders in Details verheddern oder in all der Harmonie das Besondere übersehen. Man kann auch resignieren und zur Erkenntnis kommen, dass es doch eigentlich völlig egal ist, für welche dieser Herzensbrecherinnen man sich entscheidet. Man kann aber auch hartnäckig am Ball bleiben und auf den einen, den entscheidenden Moment der Entscheidungsfindung hoffen. Fianna hat sich uns aufgedrängt, hat uns nachgestellt, uns nahezu gestalkt, bis wir sie ans Herz und in die Familie aufgenommen haben, aber von den vier Kandidatinnen des H-Wurfs kam keine aus der Deckung, wanzte sich keine in unser Herz; selbstbewusst ließen sie uns mit unserer Entscheidung allein.

Auffällig war nur Heddas starke innere Ähnlichkeit mit ihrer Mama, und das war eher ein Ausschlussgrund: Eine Blaupause ist eben nur eine Kopie und kein Original und sei sie noch so perfekt. Und jede Kopie entwertet das Original. Das war nun wirklich das letzte, das wir im Sinn hatten.

0P8A8729 1 250Mal schnell mit dem Schlüssel ab durch die MitteUnd dann war es genau eine dieser vererbten Eigenarten, die die Entscheidung brachte. Wie einst Fianna lebte Hedda gerne antizyklisch zwischen ihren Geschwistern, schlief, wenn die anderen tobten und ging ihrem Tagwerk nach, wenn ihre Geschwister schliefen. An einem solchen Tag in der sechsten Woche war Hedda mit sich und ihrem Garten beschäftigt, als alle anderen ruhten. Und wir nutzten die Gelegenheit, mit ihr zu spielen. Wir warfen ihr ein Actimel-Fläschchen, sie nahm es auf und brachte es uns. Wir nahmen es ihr ab, warfen es wieder weg und Hedda brachte es uns zurück. Zufall? Nein. Beinahe zehnmal wiederholten wir das Spiel und der Actimel-Zwerg dachte nicht daran, unseren Spieltrieb zu sabotieren. Mit jedem Mal schien Hedda mehr Spaß an dem Hin und Her zu haben. Da war die Entscheidung gefallen: Ein sechswöchiger Welpe, der nicht weltvergessen mit sich spielt, sondern mit uns! Ein sechswöchiger Welpe, der seine Beute nicht sichert, sondern mit uns teilt, damit das Spiel weitergehen kann. Sorry, Halina, Hakuna und Hetty: Darauf hättet ihr auch kommen können, besser: kommen müssen.

Seither ist Hedda unverzichtbarer Teil unserer Wohngemeinschaft. Und obwohl wir zu ihren Schwestern, die sich auch alle prächtig entwickelt haben und dem Blues bestens zu Gesicht stehen würden, viel Kontakt haben, haben wir unsere Entscheidung nie in Frage gestellt. Wenn Fianna der Gaumenschmaus ist, ist Hedda die kongeniale Weinbegleitung.

0P8A5649 1 1 250Hedda immer mit VollgasHedda ist voller Lebensfreude und Charme eine Triebmaus und Spielratz, dass man manchmal Sorge haben muss, ihren Bedürfnissen nicht gerecht zu werden. Darin spiegelt sie ihre Oma Franzi wieder, der sie allerdings die unendlich scheinende Freundlichkeit, gegen jeden und alles voraus hat. Die Oma konnte schon auch mal zickig sein; davon scheint Hedda nichts abbekommen zu haben. Und schnell ist sie, schnell wie ein Gerücht in den unsozialen Netzwerken; und auch das ist ein Erbe ihrer Oma. Wie sie, ist sie wissbegierig, arbeitsfreudig und geistig von der ganz schnellen Truppe. Sie braucht nicht viel, um zu verstehen, worum es geht. Von ihrer Mama hat sie die bedingungslose Führigkeit, den Willen zu gefallen und die Gelassenheit ihrer Umwelt gegenüber.

Doch während Fianna im innerfamiliären Verhältnis  Respekt und Distanz pflegt, setzt Hedda ihre Wünsche beharrlich und mit Charme auch gegen unsere Meinung in die Tat um. Gegen den erklärten Willen der Chefin und den Bedürfnissen ihres Chefs hat sie dessen Bett erobert und beide in schmunzelnder Resignation zurückgelassen. Fianna verlässt das unrechtmäßig bestiegene Bett bei Eintritt des Chefs ins Schlafgemach. Hedda dagegen freut sich, einen Kuschelpartner zu haben, leckt ihm die Ohren und grunzt vor Behaglichkeit. So what... Im Wohnmobil hat sie sich den Platz zwischen Fahrer- und Beifahrersitz erobert, was noch keine ihrer Vorgängerinnen schaffte. Da liegt sie dann und schläft. Stundenlang. Wenn sie die Seite wechseln muss, meldet sie sich zur Stelle und will wissen, wie lange das noch geht – und taucht wieder ab. Und so ist Hedda, wie Anouk, Franzi und Fianna, eine eingeschworene Wohmobilistin geworden, der selten etwas zu lang ist und die überall sofort zuhause ist.  

0P8A0567 1 250Hedda mit 6 Monaten bei der Unterordnung am Strand in der BretagneNeben all diesen augenfälligen Eigenschaften, schlägt vor allem Heddas Sporttauglichkeit besonders positiv zu Buche, weil sie nie genug davon bekommen kann. Der schlimmste Moment für sie ist der, wenn sie den Platz verlassen soll: Noch einmal ein bisschen Fußgehen, och, komm, ein Voraus noch oder noch besser: den Kerl in Leder zu bearbeiten. Hedda ist unermüdlich. Dabei ist sie sehr gelehrig, aufmerksam, konzentriert und mit ganzem Herzen bei der Sache. Auch das hat sie in dieser Konsequenz von ihrer Oma, allerdings setzte diese alles perfekt, aber minimalistisch um, während Hedda mit Überschwang immer noch ein bisschen mehr beisteuert. Das ist Fiannas Erbe. Und nicht zu vergessen: Das ihres Vaters Ery, denn der ist nicht nur Samenspender, sondern eine Art Hintergrundrauschen des Urknalls. Wer Ery erlebt hat, wundert sich nicht über seine Kinder. Manchmal beschleicht uns der unzulässige Verdacht, Ery habe es geschafft, das Beste aus Franzis und Fiannas Anlagen herauszukitzeln.

Und hat das Kind denn gar keine negativen Seiten? Doch. Sie setzt sich auf unseren Schoß, wenn sie gekuschelt werden will, und das will sie häufig. Sie hat anders als ihre Mama einen deutlich ausgeprägten Zerkleinerungsdrang, weshalb sie auch den Ehrentitel Shredder-Hedda tragen darf. Sie mag keine Igel (Oma!), hat etwas gegen Vögel im Garten (was ihr unseren Zorn einträgt) und ist seit ihrem Urlaub auf Sardinien, wie ein Retriever, nur schwer zu kontrollieren, wenn sie Wasser in die Nase bekommt. Und sie ist sehr redselig, manche meinen: geschwätzig, weil sie jede Lebens- und Stimmungslage verbal zum Ausdruck bringt – leider, für unseren Geschmack um eine Oktave zu hoch. Sonst noch was?

Nein, im Gegenteil. In Konkurrenz zu ihren sehr waidmännisch gestimmten Geschwistern, ist Hedda eine ausgesprochene Wildpret-Abstinenzlerin. Wir kennen niemanden, der das den negativen Eigenschaften zurechnen würde. An Beutetrieb fehlt es ihr wahrlich nicht, aber der Rückruf mit Verheißung auf eine Kuschelrunde mit Hundeconfiserie steht bei ihr eindeutig höher im Kurs, als eine Hetzjagd mit zweifelhaftem Ausgang. Noch! Ob sie in Zukunft irgendwann einmal eine andere Gewichtung der Angebote vornimmt, bleibt abzuwarten. Für den Augenblick sind Spaziergänge mit Hedda voller Unbeschwertheit, Entspannung und unermüdlichen Spielsequenzen.

0P8A5935 1 250Hedda mit Soo-Mi: da sind wir Erwachsenen nur noch 2. WahlMit Hedda haben wir zum ersten Mal eine Hovawarthündin die Kinder liebt. Für Kinder - speziell die, die sie kennt - sind sogar wir abgeschrieben. Mit ihren Kinderfreunden marschiert sie durchs Unterholz des Mangfalltals, erlebt mit ihnen gemeinsam die schönsten Abenteuer – und wir dürfen die Leine hinterhertragen. Da wird kein Blick zurückgeworfen, da wird nicht auf uns gewartet; wo Kinder sind, dort fühlt sich Hedda wohl.

Zusammenfassend läst sich über Hedda sagen: Sie ist eine ausgesprochen gutmütige und freundliche Hündin mit einem hochentwickelten Sozialverhalten. Dabei hat sie einen ausgeprägten und unermüdlichen Spiel- und Beutetrieb. Sie ist wendig, schnell und robust. Mit ihrer Auffassungsgabe lernt sie fix und begierig alles, was ihr angeboten wird – das Gute wie das weniger Gute. Zuhause ist sie das Anlehnungsbedürftigste, das jemals unsere Mauern mit Leben füllte. Autonomes Separieren in fernen Ecken ist ihre Sache nicht. Allerdings ist ihre Mama noch immer ihr Kuschelpartner Nr. 1. Hedda liebt Fianna und Fianna liebt Hedda. Beide sind ein Herz und eine Seele, gelegentlich eine Mangfalltaler Stampede, der man tunlichst und schleunigst aus dem Wege geht. Meist aber findet man Mutter und Tochter in inniger Umarmung, beim Schnäbeln, gegenseitigen Ohrenputzen oder Augenbalsamieren. Die beiden sind unzertrennlich und dulden gerade deswegen ohne jede Eifersüchtelei Eindringlinge in ihre Zweisamkeit. Sie sind sich ihrer gewiss. Und wissen uns als starke Stützen an ihrer Seite.    

Am 15. September 2018 besteht Hedda in Nürnberg ihre Jugendbeurteilung (JB). Sie macht das mit der Souveränität einer anderthalbjährigen Hündin, die von bisher unbekannten Aufgaben herausgefordert wird. Anders gesagt: Sie beeindruckt uns und die Körmeisterin, weil sie sich mit Schwammerln in den Knien nicht unterkriegen lässt, sondern nach vorne geht und der Gefahr die Stirn bietet. Die Körmeisterin nennt sie daraufhin die "Checkerin vom Wald", weil sie ihrem Frauchen unmissverständlich zu verstehen gibt, dass heute alles anders ist als sonst, sie die Sache aber für sie in die Hand nehmen wird. Und das tut sie. Wie gesagt, auch mit etwas weichen Knien.

Am 22. September 2018 steigt Hedda anlässlich der Landessiegerschau in Hohenpeißenberg gegen sechs Konkurrentinnen (darunter ihre drei Schwestern) in den Ausstellungsring der Zwischenklasse Hündinnen. Und auch hier beweist sie, dass sie eine echte Checkerin ist. Weil ihr Frauchen gesundheitsbedingt nicht in den Ring steigen darf, läuft Hedda eben mit unserer Freundin Gerda ausgreifende Ringrunden und dabei zu großer Form auf. Am Ende gewinnt sie ihre Klasse und macht ihr schwächelndes Frauchen glücklich und bollestolz.  

Zwei Jahre später besteht Hedda als etwas gereifte Hündin die ZTP im zweiten Anlauf, beim ersten Versuch mit gerade zwei Jahren und direkt nach 8 Wochen Welpenschar des I-Wurfs im Haus hatten die Nerven nicht mitgespielt. Dieses Mal nun konnte sie zeigen, was in ihr steckt und hat die ZTP souverän gemeistert. Und die Begleithundeprüfung wurde am 31. Oktober 2020, gerade noch vor dem nächsten Corona-Lockdown souverän bestanden.

Am 23. Mai 2021 schenkt uns Hedda zusammen mit Papa Lando von Acro Bado acht schwarzmarkene Welpen (J-Wurf), die sich alle prächtig entwickeln und ihren Leuten viel Freude bereiten.

Nach einer halbjährigen Europareise von Weihnachten 2021 bis Juni 2022 gibt Hedda mächtig Gas, um nach all den Corona-Behinderungen und Lockdowns doch noch ein richtiger Gebauchshund wie ihre Mama und Oma zu werden. Am 12. November 2022 ist es dann soweit: Hedda besteht die IPG 1 mit Anstand (93-84-84 a), aber ohne Glanz, weil die Trainingslücken in der Kürze der Zeit doch nicht ganz ausgemerzt werden konnten. 

Am 17. November 2022 wird Hedda von Kosinus vom Nadjangrund (Kuno) gedeckt. Wenn uns die Natur keine Steine in den Weg legt, erwarten wir Mitte Januar 2023 unseren K-Wurf.

Hedda wie sie leibt und lebt