Der Bairische Blues fährt ins Blaue - und ist dann mal weg

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Salto del Gitano

Salto del Gitano

Samstag, 26.3.2022 

Es ist doch klar, dass wir mit dem bescheidenen Besuch gestern bei den Geiern das Thema noch nicht abgehakt haben. Heute wollen wir einen weiteren Versuch starten. Da wir aber heute auch noch einige Kilometer fahren müssen, um morgen früh pünktlich beim zweiten G-Punkt zu sein, müssen wir etwas früher raus als gewohnt. Frühstück gibt es nur auf die Faust.

Schon bevor es losgehen kann, ist der Chronist das erste Mal auf 180, weil er es nicht akzeptieren kann, wenn sich Wohnmobilisten in einem Land nicht als Gast, sondern wie Kolonialherren aufführen. Deswegen bereitet er einem Schweizer aus Uri einen Einlauf, weil der am V+E-Platz, gegen das extra plakatierte Waschverbot, seine Karre vom Saharastaub befreit. Der Wäscher wird pampig und die betretene Wäscherin rechtfertigt die Schweinerei damit, dass „es doch so dreckig" sei. In einem Land, indem es so wenig Wasser gibt, kann man auch mal mit einem dreckigen Auto fahren oder sich eine Tankstelle mit einem geeigneten Waschplatz suchen. Und wenn jemand argumentiert, dass die Spanier auch selbst zu verantworten hätten, wenn sie zu wenig Wasser hätten, dann ist das ihr Land und ihre Sache. Aber als Gast hat man sich, zumindest nach unserem Verständnis, auch wie ein Gast zu benehmen. Jetzt ist dem Chronisten wohler; mit dieser Kröte im Hals wäre er noch einmal in einer Unterführung steckengeblieben.  

Um 9:30 Uhr geht es dann bei bewölkten 11 °C los. Wir fahren am Salto del Gitano vorbei zum Parkplatz unterhalb des Castillo de Monfragüe, wo wir um 10 Uhr ankommen [N 39° 49' 19,2'' W 006° 02' 50,7''].  

Von hier führt ein Wanderweg durch die Stein- und Korkeichen oberhalb der Straße etwa 1,3 km hinüber zum Salto. Die Mädels sind auch dabei, weil ihr Morgenspaziergang kaum der Rede wert war. Auch heute ist hier viel los, aber ohne Franz finden wir genügend Platz zwischen all den hochausgerüsteten Vogelkundlern. Heute sehen wir noch viel mehr Vögel als gestern, und die Kamera-Ausbeute kann sich sehen lassen. Dieser Platz ist für Natur- und Vogelliebhaber ein absolutes Highlight; so viele Geier aller Art findet man an nicht vielen Flecken der Erde.  

Was man allerdings auch sehr viel findet, sind Motorradfahrer. Die kurvigen Strecken durch den Nationalpark lassen jedes Motorradfahrerherz hüpfen. So sehr wir das auch als Nichtmopedfahrer verstehen können, nach unserem Geschmack ist hier eindeutig zu viel los. Eine Gruppe nach der anderen dröhnt vorbei oder macht Rast, um ebenfalls Geier zu gucken, aber endlose Mopedschlangen von sogar mehr als 30 am Stück können einem schon die Laune ein wenig verderben. Erstaunlich, dass die Geier sich davon nicht beeindrucken lassen und segeln und segeln, sich in die Thermik hängen, einen anmutigen Kreisel drehen und wieder segeln. Der Chronist beschließt, vielleicht im nächsten Leben auch ein Geier zu werden und es ihnen probehalber schon in diesem Leben gleichzutun und einfach über den Dingen zu schweben.  

Nach etwa einer Stunde marschieren wir wieder zurück zum Parkplatz, wieder mit einer akzeptablen Bilderbeute im Kasten. Nochmal gibt es ein 2. Kleines Frühstück auf die Faust und dann verabschieden wir uns – vorerst – vom Salto und seiner bizarren Umgebung und den Geiern: Am Mittwoch kommen wir wieder. So schnell geben wir uns nicht zufrieden. Wir wollen den Geiern noch etwas näher auf den Leib rücken. Doch erst müssen wir dem zweiten G unsere Aufwartung machen.  

Um 11:45 Uhr verlassen wir den Parkplatz am Castillo bei 14 °C und einer diesigen Sonne, die durch die Wolken lugt.  

Nochmal dürfen wir durch die begeisternd schöne Extremadura schnurren und uns freuen, nächste Woche noch einmal wiederzukommen, denn Kastilien-La Mancha, das sich nun ringsum ausbreitet, ist vor allem eben und langweilig; viel Viehzucht gibt es hier, viel Landwirtschaft und viel Eintönigkeit. Aber die Störche sind wieder sehr zahlreich vorhanden und haben sich sogar auf Strommasten eingenistet haben, die mit Abweisern wie nach unten gerichtete Regenschirmgerippe vor ihnen geschützt werden sollten. Das beeindruckt einen Storch offenbar wenig, dann nutzt er das Gestänge eben als Nestgerüst und baut sich sein Eigenheim drum herum. Was uns jedoch wirklich fehlt, sind die Windmühlen, gegen die Don Quijote hier in der Mancha gekämpft haben soll. Nichts von ihnen zu sehen. Hat er sie etwa, gegen den Willen seines Verfassers, doch alle plattgemacht? 

Um 14:40 Uhr kommen wir nach 247 km in Toledo an und buchen eine Nacht im Camping El Greco [N 39° 51' 54,6'' W 004° 02' 49,4'']. Es hat 13 °C und ist bewölkt. Der Platz liegt prominent mit Blick auf den Río Tajo, ist sehr gepflegt mit unterschiedlich großen, allerdings oft auch mit Gras- und Erdplätzen, die nach dem Regen ziemlich weich und vermatscht sind. Aber es gibt auch andere Plätze, sodass man immer problemlos unterkommt; auch das gilt nur für die Vorsaison. Die Parzellen sind durch Hecken voneinander abgetrennt, das Sanitärhaus ist, anders als die Häuschen in Cáceres, sogar beheizt, alles sauber und geräumig. Guter Platz, gelegentlich etwas eng, Hecken dazwischen. Das Sanitärhaus ist sehr sauber, geräumig und sogar beheizt (anders als das Sanihaus Cáceres). Billig ist der Platz nicht: 12,10 € für den Franz, 6,60 € pro Person machen 25,30 €. Hunde sind frei, aber Strom kostet noch einmal 5,80 €; den brauchen wir aber für eine Nacht nicht. Wir denken, dass wir in Zukunft immer mehr für den Strom auf den Campingplätzen bezahlen werden, denn die Elektroautos, die heute vermehrt vor die Wohnwagen gespannt sind, laden hier auf, was die bisherige Kalkulation unhaltbar macht, zumal diese Camper nicht tagelang stehen wie wir, sondern mit ihrem PKW herumfahren und ihn ständig nachladen müssen. 

Das Restaurant Finca del Greco auf dem Campingplatz wird gut besprochen und macht auch einen sehr einladenden Eindruck. Um 20 Uhr gehen wir dort hin und bedauern, dass es zu frisch ist, um draußen zu sitzen und auf den Río Tajo und Toledo blicken zu können. Hier erleben wir wieder ein Restaurant, das auch ein Restaurant sein will und diesen Anspruch in seinem Ambiente zeigt; Finca del Greco ist keine verkappte Kantine. Wir bestellen uns eine Entenbrust mit Mandeln auf einem Salatbett und einen gebratenen Wolfsbarsch, ebenfalls mit Salat. Beides ist exzellent, vor allem die Ente ist so auf den Punkt gebraten, wie man es selten findet und dennoch zart, was für die Qualität des Fleisches spricht. In diesem Zustand zwischen medium und rare ist schlechte Qualität zäh. Aber auch der Fisch ist fest und schmackhaft, genau, wie man ihn sich wünscht. Mit zwei Bier und einem Glas Wein bezahlen wir 46 €. Wir haben schon billiger gegessen, aber nicht oft so gut.  

Gegen 22 Uhr ist der Tag für uns schon wieder vorbei, denn morgen müssen wir noch früher raus als heute.  



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