Der Bairische Blues fährt ins Blaue - und ist dann mal weg

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Nationalpark Gerês

Nationalpark Gerês

Mittwoch, 6. / Donnerstag, 7.4.2022

Von großem Regen konnte in dieser Nacht nicht die Rede sein, im Gegenteil: Es war meist klar, und das Thermometer näherte sich der Null-Grad-Grenze. Auch morgens lacht die Sonne vom portugiesischen Himmel und gibt uns den Rat noch ein wenig liegen zu bleiben, bis sie das Land wieder auf Temperatur gebracht hat. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.  

Nach dem Frühstück brechen wir um 11:45 Uhr zu einem ausgedehnten Spaziergang auf. Über Stock und Stein, bergauf und bergab, über-Wurzeln-purzeln inbegriffen, wandern wir auf Pfaden und Steigen durch die wilde und zerklüftete Landschaft dieses Nationalparks. Nicht eine Wolke lässt sich sehen, der Himmel spiegelt sich blau im Stausee des Homems, zu dem wir über Felsen und Bruchholz hinabsteigen, nur um den Vierläufigen ein kühles Bad zukommen zu lassen. Die Beiden sind mit sich und der Welt in perfekter Harmonie, und der Chronist lässt sich bestätigen, dass Wunderheilungen an defekten Knien nur in Lourdes zu erwarten sind. Nach dennoch sehr erfüllenden fünfeinhalb Kilometern freuen wir uns um 14 Uhr im Camp auf eine entspannende Kaffeepause und sind mehr denn je überzeugt: Dieser Nationalpark war die Reise wert.  

Abends suchen wir das Restaurant des Campingplatzes auf, das in erster Linie dafür gelobt werden muss, weil es bei dieser Belegung überhaupt geöffnet hat. Außer uns nimmt nämlich nur noch eine englische Kleinfamilie seinen Service in Anspruch.  

Die Karte ist dementsprechend schlank, was nachvollziehbar ist, jedenfalls ist die Bedienung mehr damit beschäftigt, uns aufzuzeigen, was es nicht gibt als das, was es gibt. Im Angebot ist auch eine Koriandersuppe, die den Chronisten interessiert, weil er so etwas noch nirgendwo angeboten bekam. Auf den Tisch kommen Brotscheiben in einer fetten Brühe mit viel Koriandergrün. Geschmacklich hätte die Suppe durchaus einen Platz in seiner Feinschmecker-Kartei gefunden – wenn doch nur der Wasseranteil der Suppe höher als der Fettanteil gewesen wäre! Das mit Ei überbackene Kalbslendchen mit Schinken, Chips und Reis ist bieder und deftig wie der in Bierteig frittierte Fisch (mit Chips und Reis) der Reisebegleiterin. Die Zubereitung ist ehrlich und deftig, wie wir es im Norden Portugals mehrmals erfahren haben, aber zu unausgewogen. So gesehen erreicht das Restaurant nicht das Niveau des Campingplatzes, aber vielleicht ist ja auch das Personal wie die Speisekarte eine Notbesetzung.  

Der Donnerstag beginnt mit etwas Sprühregen bei 8 °C um 9 Uhr. Wir warten auf die nun einsetzende Sintflut, aber die will einfach nicht kommen. Also beschäftigen wir uns mit der Doku und den Mädels.  

Nachmittags stapfen wir wieder durch die Gegend, ähnlich wie gestern, nur etwas kürzer. Der Himmel ist bedeckt, gibt aber immer häufiger Einblick in seinen blauen Salon.  

Als es gegen 19 Uhr dann doch zu regnen beginnt, neigen wir dazu, den Wetterfröschen das fast entzogene Vertrauen zurückzugeben, nehmen das aber schon eine halbe Stunde später wieder zurück: Kein Regen mehr, keine Sintflut mehr, der Himmel lacht noch nicht wieder, lächelt aber schon.  

Wir sind uns einig, dass wir uns heute lieber aus unseren Vorräten verköstigen und holen aus dem Eisfach Reis mit Fleisch und undefinierbaren Wurstzusätzen. Eine Offenbarung ist auch dieses Abendmahl nicht, aber es füllt den Magen. Camping Parque Cerdeira wird einen festen Platz in unseren Erinnerungen behalten, nur von der Kulinarik wird nichts überleben.  

Egal: Essen ist nicht alles, und ein wenig fasten in der Fastenzeit und nach der anhaltenden Völlerei der letzten Wochen kann nicht schaden.  

Burgos
Nationalpark Gerês