Der Bairische Blues fährt ins Blaue - und ist dann mal weg

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Les Ormes

Les Ormes

Sonntag, 10.4.2022 

Selbstverständlich bekommen die Vierläufigen auch heute Morgen ihre Strand- und Dünensause, und zwar einen richtig langen; wer weiß schon, was sie an unserer nächsten Station erwartet. Und weil das Wetter schön ist und der Atlantik weiß scäumende Wellenberge ans Land schiebt, sehen wir heute auch die ersten richtigen Surfer, nicht solche, die in einer Badewanne auf ein Wellenhügelchen warten, sondern solche die kunstvoll auf der hohen Kante reiten.

Wir ent- und versorgen den Franz, zahlen die 15 € am Kassenautomaten und dampfen um 11:45 Uhr ab. Es ist wolkenlos bei 16 °C. Wir haben uns schon oft versichert, das wir an den jeweiligen Ort gerne wieder kommen, wenn uns der Wind herbläst. Heute ziehen wir es vor zu schweigen.  

Kaum fahren wir los, macht uns der Franz etwas Sorgen, weil er seinen Kühlschrank während der Fahrt nicht auf Batterie umschaltet, sondern weiterhin vom Gas nascht. Das ist nicht schön, schon gar nicht, wenn wir mit unserem Gas über die Runden kommen wollen.  

Deshalb fahren wir um 13:00 Uhr auf den Parkplatz Aire de Lugos, um wenigstens einen oberflächliche Check zu machen, ob vielleicht eine Sicherung abgeraucht ist. Nachdem wir alle Sicherungen am Elektroblock einmal gewechselt haben, sich aber nichts ändert, fahren wir weiter und beschließen, die Sache erst einmal zu belassen, wie sie ist. Wir schalten einfach den Kühlschrank während der Fahrt ab, damit er sich nicht am Gas bedient. Währenddessen wird die die Temperatur einfach gehalten. Wir müssen dann eben mehr an den Landstrom, um den Kühlschrank immer wieder richtig durchzufrosten. Wenn wir keine größeren Schäden bekommen, wollen wir uns nicht beklagen.  

Um 13:25 Uhr fahren wir weiter und rollen immer weiter nach Norden auf einer großartigen Landstraße, die auch als Autobahn durchgehen könnte.  

Um 16:20 Uhr landen wir in Les Ormes, einem so von der Welt vergessenen Kaff irgendwo zwischen Poitiers und Tours, dass wir noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag dafür finden. Camping Les Ormes [N 46° 58' 10,0'' E 000° 36' 12,2''] macht denselben verschlafenen Eindruck wie der Ort. Der Platz ist klein, man steht auf Wiese, wo man Lust hat und Platz unter Bäumen findet. Unterhalb des Platzes fließt ein Fluss vorbei, der Venant. Bis auf einen Holländer mit Caravan sind wir die einzigen Gäste, und der Holländer ist unterwegs. Die Dame an der Rezeption ist ein wenig zerstreut und unbeholfen, aber sehr nett, nur Kreditkarten nimmt sie keine und einen 50-Euro-Schein kann sie auch nicht wechseln. Der ganze Platz wirkt ein wenig verhuscht und kauzig, aber liebenswert. Was hier los ist, wenn etwas mehr los ist, lässt sich nicht sagen. Duschen und Toiletten gibt es, und sie sind nicht zu beanstanden. 17 °C hat es, etwas diesig ist es, aber schön. Was sollen wir sagen: Wir fühlen uns wohl.  

Das Tor zum Fluss kann man öffnen, sodass wir direkten Zugang haben, was unsere Mädels in schieres Glück taucht. Wir machen auch gleich einen Spaziergang, erst am Fluss entlang, dann durch den Ort, der im Wesentlichen aus einem Chateau aus dem 17. u 18. Jh. besteht, das mit allen Herrenhäusern, Gesindehäusern und Stallungen den Ort beherrscht. Teile des Schlosses sind in einem guten, wohl restaurierten Zustand und bewohnt, über den größeren Rest decken wir mal den Mantel des Schweigens. Ein Hotel gibt es hier, das noch den Namen trägt, aber sicher schon lange keine Gäste mehr gesehen hat, auch Wohnhäuser, deren Inneres man nicht sehen muss, aber bewohnt zu sein scheint. Ein schöner Park gehört auch noch zu den Schlossanlagen, was aus Gründen der Fairness unbedingt erwähnt werden sollte, aber sonst hängt der Hund hier jappend überm Zaun. Aber wir finden einen Geldautomaten, um morgen unsere Rechnung zu begleichen, immerhin.  

Weil wir keine Hoffnung haben, in diesem Ort ein Restaurant zu finden, kochen wir uns Paprikaschiffchen mit Reis und Hackfleisch, legen noch die restliche Paella aus Burgos dazu und sind mit unserer hispanogermanischen Kreation durchaus zufrieden. Noch können wir draußen sitzen, aber um 20:30 Uhr wird es doch zu frisch, also machen wir den Laden dicht. Schluss für heute – und auf morgen freuen wir uns ganz besonders. Doch dazu morgen mehr.  



Bracieux
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